Die Schweiz geht wieder einmal voran. Wie sich zeigt, hat es doch etwas für sich, wenn die Bürger über gesellschaftliche Entwicklungen ein landesweites Referendum erzwingen können. Nachdem die Eidgenossen mehr als 110.000 Unterschriften sammeln konnten, um über ein potenzielles Verbot der Geldschöpfung durch kommerzielle Geschäftsbanken in einer Volksbefragung abstimmen zu lassen, steht das Fractional Reserve Banking System in der Schweiz auf der Kippe. Welche eine gute Neuigkeit!
Vollgeldinitiative erfolgreich: Landesweites Referendum per Unterschriftenliste erzwungen
Die Schweizer Bundesregierung kam am Donnerstag der vergangenen Woche nicht umhin, als die eigene Zustimmung zur baldigen Abhaltung eines Referendums über das Fractional Reserve Banking System zu erteilen. Nachdem mehr als 110.000 Unterschriften über diese immanent wichtige Frage zusammengekommen sind, könnte es durchaus sein, dass dem Falschgeldsystem ein empfindlicher Schlag versetzt werden könnte, indem den Schweizer Geschäftsbanken auf Basis eines Plebiszits der Bürger die Macht zur Geldschöpfung in der Zukunft entzogen würde.
Das Fractional Reserve Banking System (Mindestreserve-System) ist ein Währungssystems, in dem eine Bank laut wikipedia.com lediglich einen Teil der Bankguthaben und -einlagen in Form einer Reserve immer verfügbar zur Auszahlung halten muss. Der Mindestreservesatz legt dabei die Höhe der verpflichtenden Reserve fest. Es ist somit möglich, die Geldmenge im Mindestreservesystem des zugrundeliegenden Währungssystems weit über das Niveau auszudehnen, was tatsächlich als hinterlegte (Bar- oder Cash-) Reserven zur Verfügung steht.
Um das Risiko eines Bank Runs und Zusammenbruch dieses Systems aufgrund eines übermäßigen Geldabzugs gering zu halten, werden Banken und Kreditgeber oftmals von Regierungen der zugrundeliegenden Staaten und deren Aufsichtsbehörden überwacht und reguliert. Wer sich der Ereignisse vor und nach der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 gewahr ist, wird jedoch seine berechtigten Zweifel daran hegen.
Am meisten verbreitet ist zurzeit ein Mindestreservesystem unter dem Währungsmonopol des jeweiligen Staates. Im Regelfall wird die Währungsverfassung in die Hände einer Notenbank gelegt, die das Monopol auf die Geldbasis hat. Innerhalb dieses Währungssystems wird allerdings auch anderen Kreditinstituten – normalerweise kommerzielle Geschäftsbanken – die Geldschöpfung von Buchgeld mittels Kreditvergabe ermöglicht.
Dabei müssen die Geschäftsbanken in Höhe der Mindestreserve Einlagen bei der Monetären Autorität hinterlegen. Es soll in diesem Zuge nicht nur die Kreditschöpfung reguliert werden, sondern es wird auch die exakte Mindestreserve und Eigenkapitalquote seitens der Monetären Autorität festgelegt, um genügend Geld für mögliche Abzüge von Einlagen sicherzustellen. So weit zumindest die Theorie. Die Mindestreserve ist dabei ein geldpolitisches Instrument der Monetären Autorität Nachfragesteuerung der Geschäftsbanken nach der Geldbasis.
Abstimmung zum Vollgeld innerhalb der nächsten 18 Monate
Um auf die Schweiz zurückzukommen, würde es in Zukunft nur noch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zustehen, Geld im heimischen Finanzsystem zu schöpfen, falls die Mehrheitsverhältnisse im Rahmen des abzuhaltenden Referendums entsprechend ausfallen sollten. Die Kampagne der Schweizerischen Vollgeldinitiative ist dazu auserkoren, um die Finanzspekulation im System zu limitieren, indem privaten Banken und Kreditgebern fortan die Auflage gemacht würde, eine Mindestreserve von 100% in Relation zu deren Einlagen zu halten.
Die Schweizerischen Geschäftsbanken würden im Falle einer mehrheitlichen Abstimmung zugunsten des Referendumvorschlags nicht mehr dazu in der Lage sein, Geld für eigene Zwecke zu schöpfen. Vielmehr wird es den Banken ab diesem Zeitpunkt nur noch möglich sein, Kredite in exakt derjenigen Höhe zu vergeben, die auf Basis von Sparguthaben und Einlagen bei den Geschäftsbanken zur Verfügung stehen.
Sollte das Referendum, das in den kommenden 18 Monaten abzuhalten ist, erfolgreich sein, würde der SNB das absolute Monopol zur Erzeugung von physischem und elektronischem Geld zufallen. Wie ein Sprecher der Vollgeldinitiative vor Weihnachten mitteilte, würde die Entscheidung, auf welche Weise neues Geld in den heimischen Finanzkreislauf eingeführt würde, fortan nur noch in Absprache und unter vorheriger Konsultation mit der Regierung möglich sein.
Kommentare
erstmal möchte ich mich für Ihre hervorragenden Beiträge bedanken und die
Hoffnung auf Fortsetzung im nächsten Jahr zum Ausdruck bringen.
Dazu meine besten Wünsche
zu obigem Beitrag habe ich folgende Frage:
würde ein Absegnen dieses Vorschlags nicht zu einer enormen Einschränkung der Liquidität und damit erst recht zu einer Finanzkrise führen?
Vielen Dank für ein Feedback
ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr
ich möchte mich gerne der Frage meines Vorredners anschließen und ergänzen, ob das Kreditvergabesystem in der realen Wirtschaft mit dem gleichzeitigen Hinterlegen von Sicherheiten für den Kreditgeber nicht wesentlicher Bestandteil des gesunden Wachstums in einer Volkswirtschaft sind? Dass aber mit Krediten keine realen Werte sondern nur Scheinwerte geschaffen werden, wenn z.B. in Anlageoptionen oder anderen Finanzpapieren investiert wird erscheint mir ein großes Problem zu sein.
Auf Ihre Antwort freue ich mich schon! Vielen Dank!
danke auch von meiner Seite, ein Bericht der mich sehr verwundert und erfreut hat. Ein Bericht der zeigt, dass direkte Demokratie a) existiert und b ) sogar funktioniert.
Die Schweiz tut gut daran so zu sein wie sie ist. Ich kann mich noch an die Volksabstimmung zum Mindestlohn erinnern. Dort wurde im Vorfeld massiv versucht Panik zu schüren vor Arbeitsplatzabbau und dergleichen, was das aufgeklärte Volk der Schweizer nicht sonderlich beeindruckt hat. Ein (sogar ziemlich hoher) Mindestlohn wurde beschlossen.
Die Schweiz hat eine starke Währung, eine starke Wirtschaft und ein starkes Selbstwertgefühl. Mancher mag das als Nationalistisch bezeichnen bzw. abwerten, im Gegensatz zu anderen Ländern kamen und kommen die Schweizer bei ihrem "Nationalismus" zumindest ohne Gewalt und Krieg aus.
Ich hoffe solche Beispiele von Volksabstimmungen machen bald Schule. In Deutschland wird man das solange es geht mit aller Macht verhindern.
Darüber hinaus stellt dieses Vorhaben ja eine regelrechte Revolution dar. Die Macht der Geldschöpfung den privaten Banken zu entziehen, das wird sicherlich nicht überall für Partystimmung sorgen.
Ob auch das Schule macht? Warten wir es ab. In den USA würde ein Transfer dieser Rechte von Geschäftsbanken auf Zentralbank ja z.B. gar keinen Sinn machen, weil die FED selbst privat ist.
Werde dieses Thema versuchen zu verfolgen. Interessant ist auch immer wieder sich zu erinnern, das die Schweiz ihren Goldstandard erst im Jahre 1997 aufgegeben hatte. Heute wird ein Goldstandard immer als ein altertümliches Relikt angesehen, gleichzeitig weiß aber niemand das er bis ins Jahr 1971 bei uns bestand hatte, und in der Schweiz eben bis 1997.
Abschließend wünsche ich dem ganzen Cashkurs-Team noch einen guten Rutsch ins Jahr 2016. Ich freue mich schon wieder auf Ihre zahlreichen Berichte / Analysen. =)
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